Die Zukunft der Links-Rechts Spaltung in Frankreich"
Datum
11. September 2017, 00:00 - 11. September 2017, 00:00Welche Zukunft steht der Links-Rechts Spaltung in Frankreich nach dem Wahlsieg Emmanuel Macrons bevor? Wird diese Spaltung, die das gesamte politische Leben Frankreichs lange Zeit prägte, in den Hintergrund rücken oder womöglich vollständig verschwinden? Auf diese und andere Fragen antwortete Gilles Finchelstein, Geschäftsführer der Fondation Jean-Jaurès, am 11. September in einem von der Stiftung Genshagen organisierten Hintergrundgespräch. Sein Vortrag wurde kommentiert von Jean-Marc Ayrault, Premierminister a.D.
Auch wenn 70% der Franzosen heute die politischen Lager für überholt halten, zeigen Umfragen und Studien, dass die Verortung von Kandidaten auf einer Links-rechts-Skala noch immer der relevanteste Faktor für eine Wahlentscheidung ist. Finchelstein glaubt demnach nicht an eine langfristige Aufhebung der Links-Rechts-Spaltung, zumal es auch in der Vergangenheit Faktoren gab, die zu einer vorübergehenden Aufweichung der klassischen, politischen Lager führten, so etwa in Zeiten der Kohabitation oder im Zuge parteiübergreifender Debatten zu EU-Verträgen, Kriegseinsätzen oder Terrorismusbekämpfung. Finchelsteins Analyse zufolge wurde die Wahl Emmanuel Macrons neben einer Glaubwürdigkeitskrise der traditionellen Parteien insbesondere dadurch möglich, dass die Vorwahlen bei den Konservativen und Sozialisten besonders extreme Kandidaten hervorbrachten, welche die Wähler des Zentrums nur unzureichend repräsentierten.
Gilles Finchelstein, ist Autor zahlreicher Werke und einer der bekanntesten Kommentatoren der französischen Politik. In seinem neuesten Buch "Piège d'identité. Réflexions (inquiètes) sur la gauche, la droite et la démocracie" (Fayard, 2016) untersucht er die Krise der klassischen politischen Lager sowie ihre Auswirkung für die demokratische Praxis in Frankreich.
Kontakt: <link record:tt_news:968 internal-link>Elisabeth Hoffmann