„Warum brauchen wir Europa?“ - Podiumsdiskussion in der Französischen Botschaft in Berlin

Neben Frau Süssmuth haben der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments Klaus Hänsch sowie der polnische Botschafter Marek Prawda an der Diskussion teilgenommen.

    Datum

    17. April 2012, 00:00 - 17. April 2012, 00:00

    „Deutschland, Frankreich und Polen sind der Sockel Europas“

    Aus Anlass des 75. Geburtstages unseres Vorstandsmitglieds, der ehemaligen Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth, haben sich vier Organisationen zusammengetan, um Rita Süssmuth für ihr jahrelanges Engagement für Europa und für die deutsch-französisch-polnische Zusammenarbeit mit einer europapolitischen Podiumsdiskussion in der französischen Botschaft öffentlich zu ehren.

    Unter dem Titel „Warum brauchen wir Europa?“ diskutierten neben Rita Süssmuth der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, sein polnischer Amtskollege, Botschafter Dr. Marek Prawda, und der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Dr. Klaus Hänsch über Grundlagen, Charakter und Perspektiven des „europäischen Abenteuers“. Moderiert wurde die Diskussion vom Vize-Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, Prof. Dr. Wolfgang Eichweide. 

    Botschafter Gourdault-Montagne ließ gleich zu Anfang keinen Zweifel daran, dass Deutschland, Frankreich und Polen zusammen den „Sockel Europas“ bilden. Der Erfolg Europas hinge vom Willen der drei Länder ab, die europäische Einigung als politisches Projekt zu begreifen und gemeinsam voranzutreiben. Frankreich bleibe dabei unabhängig vom Ausgang der anstehenden Präsidentschaftswahlen Europa verpflichtet und hoffe, dass Polen bald der Eurozone beitreten werde.

     Botschafter Prawda wandte sich mit einem dezidiert positiven Europabild gegen die aktuell vorherrschende Krisenrhetorik in Europa. „Polen hat viel Solidarität in Europa erfahren und schuldet Europa eine optimistische Geschichte.“ Als intellektuellen Beitrag Polens zur Überwindung der „emotionalen Lücke“ in Europa verwies er auf die polnische Erfahrung der Freiheit als Chance zur Überwindung von Ohnmacht und zur autonomen Gestaltung der Wirklichkeit. Die Freiheit gehöre neben dem Frieden zum zentralen Bestandteil der europäischen Wertegemeinschaft.

    Klaus Hänsch plädierte für die „Selbstbehauptung Europas“ als zentralem Zukunftsmotiv der europäischen Integration. Dabei sprach er sich gegen die weit verbreitete Skepsis gegenüber der EU als „europäischem Verwaltungsmonster“  aus. „Ohne Organisation verkommt auch die beste Vision zur reinen Illusion.“

    Rita Süssmuth brachte die Diskussion ihrerseits auf den Punkt. Es gelte, die aktuelle Krise als Chance für mehr Europa zu nutzen. Europa sei nicht nur eine wirtschaftliche Frage, sondern ein zivilisatorischer Akt ohne Beispiel. „Europa wäre in einer Sackgasse, wenn es das Europa der Integration aufgeben würde.“ Es komme darauf an, die europäische Erfolgsgeschichte aktiv weiter zu führen. „Dafür brauchen wir mehr europäische Zusammenarbeit auch in der Sozial- und Bildungspolitik.“ Europa sei ein permanenter Lernprozess, bei dem es immer darum gehe, Defizite zu identifizieren und in Stärken umzuwandeln.

    Die Veranstaltung war eine Kooperation von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, dem Deutschen Polen-Institut, der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung und der Stiftung Genshagen.

    Partner: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, das Deutsche Polen-Institut, die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung

    Ansprechpartner: <link record:tt_news:275>Dr. Martin Koopmann, <link record:tt_news:56>Nina Henke