Genshagener Noten 7/2017

Alle zwei Jahre regt die Stiftung Genshagen im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Akademie unter Bäumen“ eine europäische Reflektion über gesellschaftsrelevante Fragen aus der Perspektive der Kunst und Kultur an. Am 27. Mai 2016 haben wir uns mit dem Thema „Was darf die Kunst? Über die Freiheit der Kunst und die Wiederkehr des Religiösen“, befasst. Künstler, Akteure aus dem Kunst und Kultur-Bereich aber auch Geflüchtete, Wissenschaftler, Juristen, Politologen, gläubige Menschen, Atheisten und Agnostiker, Studenten, Aktivisten aus verschiedenen Bereichen und Vertreter von religiösen Gemeinschaften, sozialen Einrichtungen und Menschenrechtsorganisationen aus vielen europäischen und außer-europäischen Ländern haben sich an den Debatten an diesem Tag beteiligt.

Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag weniger auf der Frage, ob sich Europa in einem sogenannten postsäkularen Zeitalter befindet oder nicht, als vielmehr auf der Frage der Kunstfreiheit und ihrer Grenzen. Wenn Kunst religiöse Gefühle verletzt, sollten ihr Grenzen auferlegt werden? Und wenn ja, wer entscheidet darüber? In den letzten Jahren konnte jedenfalls immer wieder in verschiedenen europäischen Ländern festgestellt werden, dass die Präsentation von Kunstwerken, die von manchen als blasphemisch oder amoralisch eingeschätzt werden, entweder unter Protest stattfinden, vom Staat zensiert oder von bestimmten Gruppierungen verhindert, gestört oder zerstört werden. Wie können Künstlerinnen und Künstler auf diese Angriffe reagieren? Sind sie nicht auch vermehrt mit Selbstzensur konfrontiert, wenn sie sich nicht mehr trauen bestimmte Themen zu bearbeiten? Diese und andere Fragen wurden unter den Bäumen des Schlossparkes diskutiert.

In der Genshagener Note Nr. 7 finden Sie neben einem Einführungstext über die Zensur der Kunst in Frankreich auch Interviews, die einen Einblick in diese Debatte in sechs europäischen Ländern geben. Die vorliegende Dokumentation beinhaltet zudem auch Zeichnungen des Künstlers Michel Granger, die im Verlauf der Akademie unter Bäumen entstanden, sowie Fotografien von Olivier Ciappa, die während der Veranstaltung im Schloss ausgestellt waren und viele kontroverse Diskussionen anstießen.