»1918 – 1945 – 2018: Lektionen für Europa? Gedanken aus dem Weimarer Dreieck zur Zukunft der europäischen Integration« (Berlin)

Am 14. Juni 2018 veranstaltete die Stiftung Genshagen in Kooperation mit dem Deutschen Polen-Institut und der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung eine öffentliche Konferenz zum Thema „1918-1945-2018: Lektionen für Europa? Gedanken aus dem Weimarer Dreieck zur Zukunft der europäischen Integration“ in der brandenburgischen Landesvertretung in Berlin. Dabei forderte der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland und in den USA Janusz Reiter mehr Leidenschaft für Europa.

Foto: © Stiftung Genshagen | Nora Erdmann

 

Datum

14. Juni 2018

Die Stiftung Genshagen nahm das hundertste Jubiläum des Endes des Ersten Weltkrieges zum Anlass, um im Rahmen der Länder des Weimarer Dreiecks am 14. Juni 2018 in der brandenburgischen Landesvertretung in Berlin über Lektionen der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts für die Gestaltung der Zukunft Europas zu diskutieren. Bei der öffentlichen Veranstaltung mit über 140 Teilnehmern spannte der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland und in den USA Janusz Reiter einen großen historischen Bogen von der Wiederherstellung Polens als souveräner Nationalstaat im Jahr 1918 über den deutschen Überfall auf Polen 1939 und die sowjetische Unterdrückung Polens im Kalten Krieg bis hin zur friedlichen Revolution in Europa 1989 und dem polnischen EU-Beitritt im Jahre 2004.

Mit Blick auf die aktuellen Krisen des europäischen Projekts betonte er die Bedeutung von Kooperation und Integration Europas als Sicherheitsgarant für die europäischen Nationen und ihre Bürger. Gerade angesichts der vielfältigen aktuellen Verunsicherungen gelte es die Lektionen der Geschichte genau zu studieren. Die Geschichte habe gezeigt, dass die Logik nationalistischer Egoismen und Konfrontation nur Verlierer hervorbringe. Die Vereinigung Europas sei ein „Triumph der politischen Vernunft gegen den Fatalismus von Geographie und Geschichte“ und müsse mit größerer politischer Leidenschaft vorangebracht werden.

In der anschließenden Diskussion machte der französische Politikprofessor Dominique Reynié deutlich, dass die Welle des autoritären Populismus zur Zeit ganz Europa und darüber hinaus die ganze westliche Welt erfasst habe. Das französische „Nein“ zum europäischen Verfassungsvertrag 2005 stehe am Anfang der aktuellen europäischen Krisenperiode. Um den Krisen erfolgreich zu begegnen brauche Europa starke gemeinsame Institutionen.

Die langjährige Bundestagsabgeordnete von Bündnis90/Die Grünen und jetzige Direktorin des Zentrums Liberale Moderne Marieluise Beck wies darauf hin, dass die liberale Demokratie als solche in Gefahr sei. Hinter den vielfältigen Krisenphänomenen verberge sich vor allem eine veritable Vertrauenskrise zwischen den Bürgerinnen und Bürgern einerseits und ihren Institutionen und Eliten andererseits. Diese stelle nicht nur den Zusammenhalt zwischen den europäischen Nationen auf eine harte Probe, sondern gefährde vor allem auch den demokratischen Zusammenhalt innerhalb der europäischen Staaten. Wer überzeugende Antworten auf die Krise der europäischen Integration geben will, müsse daher vor allem das Modell der liberalen Demokratie retten.

Partner: Deutsches Polen-Institut, Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung

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