Der etwas andere Dialog: »Erinnerungskultur in Ost und West«

Anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren luden die Stiftung Genshagen und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde am 18. Oktober 2018 zur deutsch-französisch-polnischen Abendveranstaltung „Der etwas andere Dialog: Erinnerungskultur in Ost und West“ ins Schloss Genshagen ein.

Foto: ©Stiftung Genshagen | René Arnold

 

Datum

18. Oktober 2018

Anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren luden die Stiftung Genshagen und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde am 18. Oktober 2018 ein breites, kulturell und politisch interessiertes Publikum zur deutsch-französisch-polnischen Abendveranstaltung "Der etwas andere Dialog: Erinnerungskultur in Ost und West" ins Schloss Genshagen ein.


Nach der Vorführung des Films "And Europe Will Be Stunned" von Yael Bartana erörterten die deutsche Historikerin Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum von der Technischen Universität Berlin, der polnische Soziologe und Publizist Sławomir Sierakowski, Leiter von "Krytyka Polityczna" in Warschau, sowie die französische Filmemacherin und Autorin Ruth Zylberman aus Paris das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Die deutsch-ukrainische Autorin Katja Petrowskaja war leider kurzfristig erkrankt und konnte nicht wie geplant an der Diskussion teilnehmen.

Unter der Moderation von Dr. Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift "Osteuropa", diskutierten die drei Podiumsgäste über die Instrumentalisierung der Erinnerungskultur durch die Politik. Thematisiert wurde zudem insbesondere die Zäsur von 1989: Während Westdeutschland sich in den 1980er Jahren verstärkt mit der Geschichte des Holocaust auseinandergesetzt hatte, konnten sich die mittel- und osteuropäischen Länder meist erst nach der Wende, mit der Öffnung der Archive, intensiver mit der Aufarbeitung ihrer Geschichte befassen.

Dabei standen für sie andere historische Themen eher im Vordergrund. Heute, dreißig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, hätten die europäischen Nachbarstaaten immer noch zu wenig Kenntnis von der Vergangenheit und den historischen Kontexten der anderen. Die unzureichende europaweite Auseinandersetzung mit der Geschichte führe zu mangelndem Verständnis füreinander. Wenn Deutschland jahrzehntelang mit seiner Geschichtsaufarbeitung beschäftigt war, so benötigten die Länder in Mittel- und Osteuropa auch Zeit, um sich mit ihrer Vergangenheit zu befassen. Und auch in westeuropäischen Ländern bleibe Erinnerungskultur ein sensibles Thema, wie man bspw. an der Kolonialgeschichte sehen könne. Von einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur könne noch nicht die Rede sein, auch wenn Filme wie "Shoah" von Claude Lanzmann als europäische Denkmale verstanden werden können.


Umrahmt wurde der Abend von der Installation "306.000 Kreuze" der französischen Künstlerin Barbara Cousin, die der Schlacht um Verdun während des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gedenkt und die Frage stellt, wie Individuen im kollektiven Gedenken berücksichtigt werden können.

Die Aufzeichnung der gesamten Diskussion ist hier zu sehen.

Ein Bericht der Veranstaltung finden Sie hier.

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