Ein Schloss für die deutsch-französischen Beziehungen - Erinnerung von Christine de Mazières
Im Sommer 1993 gründeten Brigitte Sauzay und Rudolph von Thadden das Berlin-Brandenburgische Institut für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa e.V. Ich war in diesem Sommer in Berlin und Brigitte Sauzay erzählte mir von den Plänen und von Genshagen. Sie forderte mich auf: "Fahr mal hin und schau dir das an". Sie selber hatte in den vergangenen Monaten mehrere Schlösser in Brandenburg besichtigt. Manfred Stolpe, damaliger Ministerpräsident von Brandenburg war bei der Suche nach einem Sitz für das Institut behilflich mit den Worten: "Suchen Sie sich ein Schloss aus." Ich nahm also ein Taxi von Berlin aus. Mit meinem Ziel konnte der Taxifahrer nur wenig anfangen und wir mussten uns gemeinsam mit Hilfe einer Karte durchschlagen. Das Schloss Genshagen war zu der Zeit Sitz der LASA, der Landesakademie für Struktur und Arbeit. Der Charakter der Innenräume war bestimmt durch Linoleumböden und große, kollektiv genutzte Schlafsäle.
Für den neu gegründeten kleinen Verein standen zwei Räume zur Verfügung. Die ersten Treffen in Genshagen mit den Direktoren Rudolph von Thadden und Brigitte Sauzay sowie mit Beiratsmitgliedern wie Richard von Weizsäcker oder Jacques Delors fanden in der Kantine im Keller des Schlosses statt. Hinein kam man durch eine Tür, die an der linken Seite unter der Treppe in das rustikale Ambiente führte. Auch wenn der Raum ganz objektiv gesehen nicht schön war, waren es gute Gespräche und es herrschte immer eine gute Atmosphäre. Es wurden Pläne für das neue Europa geschmiedet.
Diese gute Stimmung aus den Anfangstagen setzte sich auch danach fort. Besonders die Mischung aus hochkarätigen Gästen, Studierenden, Menschen aus Ost- und Westdeutschland ebenso wie aus Frankreich trugen zur besonderen Atmosphäre bei, die wichtig für die Identität von Genshagen wurde.