Die Stiftung Genshagen – Ein denkmalgeschützter Ort

An einem solch besonderen Ort wie dem Schloss Genshagen zu arbeiten, ist Privileg und Verpflichtung zugleich. Über das Glück, die Herausforderungen und die Perspektiven, die mit der Arbeit in einem Denkmalgut einhergehen, berichten die geschäftsführenden Vorstandände der Stiftung Genshagen Dr. Angelika Eder und Dr. Martin Koopmann im Interview.
01.10.2018
  • Foto: © Stiftung Genshagen

2018 ist Europäisches Kulturerbejahr - ein besonderes Jahr für Denkmalschutz und Denkmalpflege. Warum glauben Sie, ist Denkmalschutz wichtig?

Angelika Eder: Denkmalschutz ist überaus wichtig, damit wir das wertvolle Erbe, welches uns von unseren Vätern, Müttern, Vorvätern, Ahnen anvertraut wurde, erhalten und bewahren. Man darf deshalb nicht der Versuchung erliegen, z. B. ein historisches Gebäude abzureißen, nur weil das Grundstück finanziell besonders attraktiv ist.

Das Schloss Genshagen und die Parkanlage stehen seit 1982 unter Denkmalschutz. Was bedeutet es für Sie, an einem denkmalgeschützten Ort zu arbeiten? Welche Chancen und Herausforderungen bringt das mit sich?

Martin Koopmann: Es ist natürlich ein Privileg, an einem solchen besonderen Ort zu arbeiten, gerade hinsichtlich der Themenfelder „Kunst- und Kulturvermittlung“ und „Europapolitik“, die wir hier behandeln. Der europäische Kontext der Stiftung ist überaus relevant, weil dieses Haus letztlich Teil europäischer Kulturgeschichte ist. Und nicht nur der Kulturgeschichte, sondern auch Ausdruck eines Teils deutscher Geschichte - geprägt von den politischen Wechselbädern des 20. Jahrhunderts.
Gleichzeitig sind die Verpflichtungen und Herausforderungen, die aus der Arbeit in einem Denkmalgut erwachsen, offensichtlich: Wir müssen uns unter den Auflagen des Denkmalschutzes um den Erhalt dieses Hauses kümmern, weil es zu unserer Kultur und zu unserer Geschichte gehört. Der geschützte Ort, von dem wir profitieren, soll erhalten bleiben, und das nicht nur in den Jahren, in denen wir hier arbeiten, sondern auch für die nachkommenden Generationen.

Angelika Eder: Hinzu kommt, dass man das Schloss und den Park nicht nur schützt und bewahrt, sondern diese auch mit zukunftsweisenden Themen und „neuem Leben“ erfüllt.
Das Schloss Genshagen soll ein Ort sein, an dem alt und neu keinen Gegensatz darstellen - ein Ort, an dem gerade auch junge Menschen zusammenkommen, wie zuletzt anlässlich unserer trilateralen Sommerschule.

Zwischen 2000 und 2004 wurde das Schloss grundlegend saniert und restauriert. Aktuell finden wieder Sanierungsarbeiten statt. Was wird konkret gemacht und wie werden die Arbeiten finanziert?

Martin Koopmann: Die Immobilie und der Park sind so groß, dass zu der eigentlichen Projektarbeit permanente Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten hinzukommen - eine Daueraufgabe für die Stiftung.

Angelika Eder: Zurzeit stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten im Souterrain an, da die gesamte Isolierung der Deckengewölbe stark durchfeuchtet war. Nach einer längeren Trocknungsphase werden 2019 die Gewölbe unter Denkmalschutzauflagen wieder instand gesetzt. Zusätzlich müssen Schadstellen an den Terrassen- und Treppenanlagen beseitigt werden. In Begleitung der Maßnahmen bekommen wir glücklicherweise finanzielle Unterstützung aus dem Denkmalpflegeprogramm des Landes Brandenburg. Daneben erhalten wir finanzielle Unterstützung vom Landkreis Teltow-Fläming und haben weitere Gelder aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien beantragt.

Seit 25 Jahren wird in Deutschland der „Tag des offenen Denkmals®“ gefeiert. Am 9. September 2018 nahm die Stiftung Genshagen zum zweiten Mal daran teil. Was ist für Sie das Besondere an diesem Aktionstag?

Angelika Eder: Ich mochte den Tag des offenen Denkmals persönlich schon immer gerne, weil man Zugang zu Gebäuden erhält, die einem sonst weitestgehend verschlossen bleiben. Dieser Grund war im letzten Jahr auch dafür ausschlaggebend, dass die Stiftung zum ersten Mal am Tag des offenen Denkmals teilgenommen hat: Wir öffnen unsere Türen gerade jenen Menschen, die ansonsten eher nicht zu unseren Veranstaltungen kommen würden. Dadurch können sie nicht nur das Schloss und den Park kennenlernen, sondern auch die Arbeit der Stiftung. Das ist für uns eine große Chance.

Martin Koopmann: Wir wollen sinnbildlich kein „abgeschlossenes Raumschiff“ sein, welches isoliert zu Themen arbeitet, von denen die nähere Umgebung nur etwas ahnt und nichts weiß. Gleichzeitig wollen wir durch die Teilnahme am Aktionstag natürlich auch neue Kontakte und Interessenten gewinnen.

In diesem Jahr stand der „Tag des offenen Denkmals®“ unter dem Motto „Entdecken, was uns verbindet“. Welche Bedeutung hat dieses Motto für die Stiftung?

Martin Koopmann: Letztlich könnte das auch das Motto der Stiftung sein: Im Rahmen unserer Arbeit wollen wir Grenzen territorialer, mentaler und kultureller Art überwinden, indem wir gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern sowie den Teilnehmenden unserer Projekte entdecken, was uns verbindet. Das Verbindende zwischen Deutschland, Frankreich und Polen wurde der Stiftung schließlich in die Wiege gelegt. Es ist unser Ziel, Menschen durch Dialog zu vielfältigen Themen einander näher zu bringen. Das passt natürlich eins zu eins zu diesem Aktionstag.

Das Interview wurde geführt von unserem Praktikanten Lucas Zech.
Lektorat: Stefanie Idler