Mehrsprachigkeit in Europa – Übersetzer*innen und Dolmetscher*innen: Akteur*innen der interkulturellen Vermittlung

Anlässlich der französischen EU-Ratspräsidentschaft befasste sich die Stiftung Genshagen mit der Mehrsprachigkeit in Europa und widmete sich u. a. der Frage, welchen Beitrag Übersetzer*innen und Dolmetscher*innen für die interkulturelle Vermittlung, u. a. zwischen Deutschland und Frankreich, leisten.

Datum

19. Mai 2022

Anlässlich der französischen EU-Ratspräsidentschaft 2022, die das Thema als eine ihrer Prioritäten benannte, lud die Stiftung Genshagen zu einem deutsch-französischen Abend am 19. Mai 2022 im Schloss Genshagen zum Thema „Mehrsprachigkeit in Europa – Übersetzer*innen und Dolmetscher*innen: Akteur*innen der interkulturellen Vermittlung“ ein, an dem50 Gäste teilnahmen.

Die EU beruht auf dem Grundsatz der Mehrsprachigkeit, doch in der Praxis nimmt die Verwendung der europäischen Sprachen in den europäischen Institutionen zugunsten des Englischen ab. Auch in der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der Wirtschaft dominiert die englische Sprache klar. Was bedeutet dies für das Zusammengehörigkeitsgefühl und für die europäische Identität? Diese Frage sollte im Verlauf der von Johannes Kulms moderierten Veranstaltung erörtert werden.

Nach einem Impulsvortrag von Tamym Abdessemed (ISIT), diskutierten Referent*innen aus Deutschland und Frankreich in drei aufeinander folgenden Dialogen über die Bereiche „Politik“, „Literatur“ und „Gesellschaft“. Im ersten Austausch gab Christian Lequesne (Science Po Paris) Einblicke in einen Bericht zur sprachlichen Vielfalt in den europäischen Institutionen, dessen Erstellung er im Auftrag der französischen Regierung geleitet hat, während André Lindemann (FIT Europe) auf die Bedeutung der Mehrsprachigkeit bei diplomatischen Austauschen hinwies. Im Verlauf des Gesprächs wurde betont, dass auch Deutschland sich im Kampf gegen die Hegemonie des Englischen in Europa stärker einsetzen sollte. In der zweiten Diskussion tauschten sich der Schriftsteller Frédéric Ciriez und Jörn Cambreleng (ATLAS) über die Beziehungen zwischen Autor*innen und Übersetzer*innen und über die Frage, wer wen übersetzen darf, sowie über den zunehmenden Gebrauch von maschinellen Übersetzungen aus. Im dritten Gespräch diskutierten Christiane Bey (ADEAF) und Natascha Dalügge-Momme (ATICOM) über die Mehrsprachigkeit in den Familien, das Erlernen von Fremdsprachen in der Schule und die unterschiedliche Bewertung von Sprachen. Der Rückgang des Erlernens nicht nur des Deutschen und des Französischen, aber auch weiterer Sprachen z.  B. aus den Migrationsgesellschaften, an Schulen und an Universitäten sei dramatisch.

Nach Abschlussworten von Sophie Coumel (Institut français Berlin) rundete das deutsch-französische Chanson-Duo Saltim'Band den Abend ab, der mit einem Empfang im Schlosspark ausklang.

Förderer: Fondation de France

Ansprechpartner/in

Noémie Kaufman

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