»1968: Warschau – Berlin« (Berlin)

Anlässlich des 50. Jubiläums der Ereignisse von 1968 lud das Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin zusammen mit der Stiftung Genshagen am 12.06.2018 zu einer Podiumsdiskussion „1968: Warschau - Berlin“ ein.

    Foto: © Stiftung Genshagen

    Datum

    12. Juni 2018

    Am 12.06.2018 fand im Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin in Kooperation mit der Stiftung Genshagen eine Diskussion über das Jahr 1968 in Deutschland und Polen statt. Die Podiumsgäste waren Adam Michnik, ehemaliger Oppositioneller und Zeitzeuge der Ereignisse in Polen, und der deutsche Historiker Andreas Nachama. Die Moderatorin Gabriele Lesser, Korrespondentin für deutsche Zeitungen in Polen eröffnete das Gespräch mit der These, dass 1968 eine ideelle Revolte gewesen sei. Junge Menschen lehnten sich gegen das herrschende Establishment auf, auch wenn die Ausgangsbedingungen in Ost- und Westeuropa von Grund auf verschieden waren. Die Protestierenden begehrten nach Demokratie, Freiheit(en) und Rechten, sie forderten u.a. die Zensur abzuschaffen.

    Andreas Nachama unterstrich dabei, dass man in Deutschland die Entwicklungen in anderen Ländern in Ost und West verfolgt habe. In Westdeutschland richteten sich die Proteste zum großen Teil gegen die Alt-Nationalsozialisten in den gesellschaftlichen Strukturen und gegen den Kapitalismus. Die Philosophie der polnischen Studentenrevolte war Gewaltverzicht. Die Studierenden riefen nach Freiheiten, sie forderten die Rückkehr der von den Universitäten ausgeschlossenen und für den kommunistischen Staatsapparat unbequemen Studenten, wie u.a. Adam Michnik.

    Bei allen Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den Studentenrevolten in Ost und West stellten die Diskutierenden fest, dass sie für Deutschland befreiende und für Polen verheerende Auswirkungen hatten. Sie führten langfristig zur Liberalisierung der deutschen Gesellschaft und zur kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit. Ausgangspunkt in Polen war die antizionistische Kampagne der kommunistischen Regierung, beispielhaft die Hetzrede des damaligen I. Parteisekretärs Władsław Gomułka, der darin Adam Michnik als Unruhestifter verurteilte und dabei seine jüdische Herkunft hervorhob. Diese Kampagne ließ antijüdische Stimmungen und den Antisemitismus wieder aufleben und beeinflusste in diesem Sinne die polnische Gesellschaft nach 1968.

    Partner: Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin (HF)

    verantwortlich: Zofia Wóycicka, Zentrum für Historische Forschung

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