Zu Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 schien es zunächst so, als könnte sich das Weimarer Dreieck zu einem aktiven Akteur in der Krise entwickeln. Nach einem Treffen der Präsidenten aus Polen und Frankreich sowie des Bundeskanzlers in Berlin – das noch im Vorfeld des Kriegsbeginns stattfand und die erste Zusammenkunft im Weimar-Format auf höchster politischer Ebene seit mehr als zehn Jahren darstellte – fanden in hoher Frequenz mehrere Treffen auf Fachminister-Ebene statt. Doch nur wenige Wochen später, insbesondere als klar wurde, dass die Ukraine in der Lage ist, langfristig militärischen Widerstand gegen Russland zu leisten, traten vermehrt Differenzen in den Ansätzen Deutschlands, Frankreichs und Polens zutage.
Der deutsch-französische Literaturpreis wurde von der Stiftung Genshagen (Berlin-Brandenburg) und der Villa Gillet (Lyon) ins Leben gerufen. Seit 2010 wird diese Auszeichnung jährlich mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und des französischen Ministère de la Culture verliehen. Je eine Autorin oder ein Autor aus dem deutschen und französischen Sprachraum erhalten den mit 10.000 Euro dotierten Franz-Hessel-Preis.
Die Publikation enthält Analysen, Lösungsansätze und Praxisbeispiele aus Frankreich, Polen, Slowenien, Portugal und Deutschland und baut auf der gleichnamigen Veranstaltungsreihe im Herbst 2021 auf.
Das Online-Magazin „Dwutygodnik“, das Goethe-Institut Warschau und die Stiftung Genshagen luden 2021 zur Lektüre der Texte von deutschen und polnischen Autor*innen ein, die über Ökologie, Klimakrise und die Beziehung zwischen Mensch und Natur schrieben. Dabei suchten sie nach neuen Erzählformen und Sprachen, um Menschen für die Bedürfnisse der Natur zu sensibilisieren.
Zwischen Anfang Mai und Ende Juni 2021 haben deutsche, französische und polnische Autorinnen und Autoren zu der von der Stiftung Genshagen veröffentlichten Online-Publikationsreihe „30 Jahre Weimarer Dreieck – Idee von gestern oder Konzept von morgen?“ beigetragen. Das vorliegende Genshagener Papier versammelt die acht erschienenen Texte in einem kompakten Format. Ziel der Reihe war es, die gegenwärtige Verfasstheit des Weimarer Dreiecks drei Jahrzehnte nach seiner Gründung sowie die Potenziale für dessen künftige Ausgestaltung kritisch zu beleuchten.
Das Weimarer Dreieck hat mit dem EU-Beitritt Polens seine ursprüngliche Raison d’Être verloren und es anschließend versäumt, sich neue Ziele zu setzen. Gegenwärtig leidet es darüber hinaus unter starken internen Interessen- und Wertekonflikten. Diese müssen dringend überwunden und neue, zeitgemäße Ziele für das Dreieck definiert werden. Nur dann werden Frankreich, Polen und Deutschland künftig gemeinsam eine konstruktive Führungsrolle in der EU und Verantwortung für Europa übernehmen können.